In vielen modernen Gesellschaften ist der natürliche Nährstoffkreislauf unterbrochen. Durch die Entsorgung von Urin und Fäkalien über die Kanalisation gelangen wertvolle Nährstoffe unter hohem Kosten- und Energieaufwand in Kläranlagen und schließlich in Gewässer. Der Transport erfolgt dabei mit aufbereitetem Trinkwasser – allein durch die Toilettenspülung werden in Industrienationen jährlich rund 15.000 Liter Trinkwasser pro Person verschmutzt.
Probleme der Wassertoilette
- Unvollständige Wasserreinigung: Selbst moderne Klärwerke können das Wasser nicht in seinen ursprünglichen, reinen Zustand zurückversetzen. Rückstände von Hormonen, Giften und Krankheitserregern gelangen in das Grund- und Trinkwasser.
- Umweltbelastung: Stickstoff und Phosphor, die in Fäkalien enthalten sind, sind zwar wichtige Nährstoffe für Pflanzen, führen aber in Oberflächengewässern zu übermäßigem Algenwachstum und gefährden Ökosysteme.
- Gesundheitsrisiken: Krankheitserreger wie Coli-Bakterien, Salmonellen, Viren und Würmer finden im Abwasser ideale Bedingungen und werden in Kläranlagen nicht vollständig neutralisiert.
Gesetzliche Bestimmungen zur Abwasserentsorgung
Laut geltenden Gesetzen sind Haushalte und kleine Betriebe grundsätzlich dazu verpflichtet, sich an die kommunale Abwasserversorgung anzuschließen. Allerdings gibt es unter bestimmten Bedingungen Ausnahmen, beispielsweise für Trockentoiletten. Dies hängt stark von der jeweiligen Kommune ab und bedarf einer individuellen Prüfung durch Umwelt- und Wasserbehörden.
Relevante Gesetze sind unter anderem:
- Bundeskleingartengesetz (BKleingG)
- Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-AbfG) sowie die Bioabfallverordnung (BioAbfV)
- Düngemittelgesetz (DüngeMG) und Düngerverordnung (DüngeVO), welche die Verwendung menschlicher Fäkalien als Dünger untersagen
- Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und länderspezifische Wassergesetze
- Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (IfSG)
Die Nutzung einer Komposttoilette erfordert eine sichere Handhabung, insbesondere um eine Verunreinigung des Grundwassers zu vermeiden. Teilweise wird erwartet, dass der entstehende Kompost in einem speziellen, wasserundurchlässigen Bereich verarbeitet wird. Wer eine solche Toilette nutzen möchte, sollte sich daher frühzeitig bei den zuständigen Behörden informieren.
Nutzung von Trenntoiletten im privaten Bereich
Private Haushalte oder kleinere Betriebe sind in der Regel verpflichtet, sich an das kommunale Abwassernetz anzuschließen. Allerdings kann dieser Anschlusszwang unter bestimmten Bedingungen aufgehoben werden, die je nach Kommune variieren. Eine Genehmigung hängt oft von der Erfahrung der zuständigen Behörden und von der Nutzung bewährter, handelsüblicher Modelle ab. Eigenbauten oder größere Projekte, wie separate Toilettenhäuser, erfordern eine gesonderte Prüfung.
Wichtig ist, dass die Ausscheidungen keinesfalls mit dem Grundwasser in Kontakt kommen dürfen. Zudem sollte die Entleerung und Pflege der Toilette nur durch Haushaltsangehörige oder erfahrene Personen erfolgen, um gesundheitliche Risiken zu minimieren. Anträge auf eine private Nutzung von Komposttoiletten sind in der Regel bei den zuständigen Umwelt- und Wasserbehörden zu stellen.
Die Kompostierung der Fäkalien muss kontrolliert erfolgen, wobei oft erwartet wird, dass ein separater Komposthaufen mit wasserundurchlässiger Unterlage angelegt wird. Eine frühzeitige Absprache mit Nachbarn kann helfen, mögliche Bedenken auszuräumen. Alternativ kann das Terra-Preta-Verfahren genutzt werden, das eine anaerobe Verarbeitung der Fäkalien in geschlossenen Behältern ermöglicht.
Menschliche Fäkalien in der Landwirtschaft
Während tierische Exkremente als Dünger weit verbreitet sind, ist der Einsatz menschlicher Fäkalien in der Landwirtschaft gesetzlich untersagt. Die Düngemittelverordnung enthält eine abschließende Liste zugelassener Düngemittel, in der weder Urin noch kompostierte Fäkalien enthalten sind. Auch die Bioabfallverordnung und das Kreislaufwirtschaftsgesetz liefern hierzu keine expliziten Regelungen.
Gründe für das Verbot:
- Menschlicher Urin und Kot enthalten nicht nur Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Kalium, sondern auch Medikamentenrückstände und Krankheitserreger.
- Die unkontrollierte Ausbringung könnte zu gesundheitlichen Risiken führen, falls Krankheitserreger durch Lebensmittel aufgenommen werden.
- Fehlende Standards für die sichere Kompostierung und Zertifizierung erschweren eine legale Nutzung.
Allerdings ist diese Regelung umstritten, da auch tierische Exkremente Medikamentenrückstände enthalten und als Gülle in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Zudem stellen Pestizide und künstliche Düngemittel eine weitaus größere Belastung für Mensch und Umwelt dar.
Für ökologisch orientierte Landwirte wäre die Nutzung menschlicher Fäkalien als Dünger eine kostengünstige und ressourcenschonende Alternative. Eine mögliche Lösung wäre die Einführung staatlich zertifizierter Kompostierungsverfahren, um eine sichere Nutzung zu ermöglichen. Eine breitere Akzeptanz könnte langfristig auch die Verbreitung von Trockentoiletten in Städten fördern.
Folgen des aktuellen Systems für die Böden
Während wertvolle Nährstoffe im Abwasser verloren gehen, fehlen sie gleichzeitig in landwirtschaftlichen Böden. Die Konsequenzen sind gravierend:
- Künstlicher Dünger als Problem: Um Nährstoffverluste auszugleichen, werden künstliche Düngemittel eingesetzt, die oft hochgiftige Schwermetalle wie Uran enthalten.
- Bodenerosion und Degradation: Laut dem GLADA-Report (2008) sind 25 % der globalen Landmasse allein zwischen 1981 und 2003 degradiert (Grefe, 2009). Die natürliche Regeneration der Böden ist extrem langsam – die oberste, für den Ackerbau entscheidende Bodenschicht von 25 mm benötigt etwa 500 Jahre zur Erneuerung (Pimentel & Sparks, 2000).
Fazit
Das aktuelle Abwassersystem trägt zur Verschwendung von Ressourcen, zur Umweltverschmutzung und zur Degradierung von Böden bei. Eine Rückführung von Nährstoffen in den natürlichen Kreislauf, beispielsweise durch Komposttoiletten, könnte sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bieten. Dennoch fehlen klare gesetzliche Regelungen zur sicheren Nutzung menschlicher Fäkalien als Dünger. Hier könnte eine Überarbeitung bestehender Vorschriften neue Wege für nachhaltige Alternativen eröffnen.