Terra preta, portugiesisch für „schwarze Erde“, ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie menschliche Aktivitäten die Umwelt positiv beeinflussen können. Diese fruchtbare Erde entstand vor 500 bis mehreren tausend Jahren im Amazonasbecken durch die gezielte Einbringung von organischen Materialien wie Holzkohle, Kompost, menschlichen Fäkalien, Dung und sogar Knochenresten. Die indigene Bevölkerung des Amazonasgebiets nutzte diese Methode, um die ansonsten nährstoffarmen Regenwaldböden für die Nahrungsmittelproduktion urbar zu machen. Das Ergebnis: Ein extrem fruchtbarer Boden, der bis heute seine beeindruckenden Eigenschaften bewahrt hat.
Für mich als Komposttoiletten-Enthusiast ist Terra preta ein Symbol für die Kraft der Kreislaufwirtschaft. Sie zeigt, wie wir aus vermeintlichen „Abfällen“ wie menschlichen Fäkalien und organischen Reststoffen wertvolle Ressourcen schaffen können. Mit modernen Terra-Preta-Komposttoiletten ist es heute möglich, diesen Prozess nachzuahmen und selbst „schwarze Erde“ herzustellen.
Was ist Terra preta?
Terra preta ist ein anthropogener Boden, der durch die gezielte Mischung von Holzkohle, organischen Abfällen und menschlichen Fäkalien entsteht. Die Holzkohle spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie bindet Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor, verhindert deren Auswaschung und speichert Kohlenstoff über lange Zeiträume. Diese Eigenschaften machen Terra preta nicht nur extrem fruchtbar, sondern auch zu einem wichtigen Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel.
Wie entsteht Terra preta?
Im Amazonasbecken entstand Terra preta durch den jahrhundertelangen Eintrag von organischen Materialien in den Boden. Mikroorganismen und Bodentiere bauten diese Materialien langsam ab und stabilisierten sie, wodurch bis zu zwei Meter mächtige, fruchtbare Bodenschichten entstanden.
Heute können wir diesen Prozess mit Terra-Preta-Komposttoiletten nachahmen. Das Besondere daran: In diesen Toiletten findet nahezu keine vollständige Umsetzung der organischen Masse durch Mikroorganismen statt. Stattdessen bleiben der Kohlenstoff und die meisten Nährstoffe im Boden erhalten. Durch die Zugabe von Holzkohle wird dieser Effekt noch verstärkt.
Die Rolle der Holzkohle
Holz- oder Pflanzenkohle ist ein Schlüsselelement der Terra preta. Sie bindet nicht nur Kohlenstoff, sondern verbessert auch die Bodenstruktur und bietet Mikroorganismen einen geschützten Lebensraum. Die Kohle wirkt wie ein „Schwamm im Boden“: Sie speichert Wasser und Nährstoffe und gibt sie langsam an die Pflanzen ab.
Ein weiterer Vorteil: Die in der Holzkohle gebundenen Nährstoffe sind vor Auswaschung geschützt. Das bedeutet, dass die Böden auch ohne zusätzliche Mineraldüngung nachhaltig fruchtbar bleiben.
Terra-Preta-Komposttoiletten: Schwarzerde selbst herstellen
Mit modernen Terra-Preta-Komposttoiletten können Sie selbst „schwarze Erde“ herstellen. Diese Toiletten funktionieren nach einem einfachen Prinzip:
- Organische Materialien: Menschliche Fäkalien und andere organische Abfälle werden in der Toilette gesammelt.
- Holzkohle: Etwa 5 bis 10 % Holzkohle werden hinzugefügt, um die Nährstoffspeicherung zu verbessern und Kohlenstoff zu binden.
- Kompostierung: Durch den langsamen Abbauprozess entsteht ein nährstoffreicher Kompost, der die Eigenschaften der originalen Terra preta nachahmt.
Das Ergebnis ist ein Boden, der nicht nur extrem fruchtbar ist, sondern auch eine hohe Wasserhaltekapazität, gute Durchlüftung und eine ausgezeichnete Wärmespeicherfähigkeit aufweist.
Die Vorteile von Terra preta
Terra preta bietet zahlreiche Vorteile für die Landwirtschaft und die Umwelt:
- Hohe Nährstoffspeicherfähigkeit: Terra preta kann große Mengen an Stickstoff, Phosphor und anderen Nährstoffen binden.
- Kohlenstoffspeicherung: Die Holzkohle bindet Kohlenstoff langfristig und trägt so zur Reduzierung von CO₂ in der Atmosphäre bei.
- Wasserspeicherung: Terra preta kann bis zum Fünffachen ihres Eigengewichts an Wasser speichern.
- Bodenleben: Die Poren der Holzkohle bieten Mikroorganismen und Pilzen einen idealen Lebensraum, was die Bodenfruchtbarkeit weiter steigert.
Forschung und Expertenmeinungen
Der Biologe, Chemiker und Agrarökologe Jürgen Reckin beschreibt die Holzkohle in Terra preta als „Biokatalysator“, der die Bildung von stabilen Humusmolekülen fördert. Das eigentliche Wesen der Terra Preta beschreibt er folgendermaßen:
Untergemischte Biokohle verhindert, dass ein großer Anteil der organischen Substanz quasi in Rauch aufgeht, also vollständig zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut wird. Bekanntermaßen wird Holzkohle, sogenannte Aktivkohle, in der Biochemie als Katalysator verwendet, um die Ausbeute an bestimmten erwünschten Substanzen zu erhöhen. In den Boden eingemischt, scheint die Holzkohle ebenfalls als Biokatalysator zu wirken, indem sie die Ausbeute an Humus entscheidend verbessert: Offenbar bewirkt sie, dass die relativ kleinen und instabilen Huminsäuremoleküle rascher als gewöhnlich zu stabilen Großmolekülen verkettet werden. Biokohle macht aus Humus Dauerhumus.
Dr. Ines Vogel von der Freien Universität Berlin betont die hohe Stabilität und Fruchtbarkeit von Terra-preta-Böden, die auch ohne Mineraldüngung außerordentlich ertragreich sind.
Studien zeigen, dass die Zugabe von Pflanzenkohle die Erträge um 10 bis 300 % steigern kann. Gleichzeitig reduziert sie die Auswaschung von Nährstoffen und verbessert die Bodenstruktur.
Terra preta und Klimaschutz
Die Herstellung von Terra preta leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Die in der Holzkohle gebundenen Kohlenstoffmengen werden dem CO₂-Kreislauf entzogen und langfristig im Boden gespeichert. Schätzungen zufolge könnte die Einbringung von Pflanzenkohle in landwirtschaftliche Böden weltweit den vorindustriellen CO₂-Gehalt der Atmosphäre wiederherstellen.
Fazit
Terra preta ist mehr als nur ein fruchtbarer Boden – sie ist ein Beweis dafür, dass wir mit einfachen Mitteln einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt haben können. Durch die Nutzung von Terra-Preta-Komposttoiletten können wir aus organischen Abfällen und menschlichen Fäkalien wertvolle „schwarze Erde“ herstellen. Dieser Prozess verbessert nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern trägt auch zum Klimaschutz bei.
Wer mehr über Terra preta und Komposttoiletten erfahren möchte, dem empfehle ich, sich mit den zahlreichen Forschungsprojekten und Initiativen zu beschäftigen. Es ist ein spannendes Feld, das noch viel Potenzial für Entdeckungen und Innovationen bietet.